Der Weg zu stabiler Resilienz in unsicherer Zeit
Ich lernte Christiane bei einem meiner Kurzurlaube am Lago Maggiore kennen. Sie war Abteilungsleiterin bei einem großen deutschen Automobilhersteller. Als ich ihr beim Frühstück sagte, dass ich als Coach und Consultant tätig bin, erzählte sie mir von ihrem Autounfall, den sie einige Wochen zuvor erlebte.
Sie kam von einer Dienstreise zurück und wollte am späten Nachmittag noch ins Büro. Ein Meeting stand am Abend noch an, das sie leiten sollte. Aber es kam anders. „Ich war für einige Sekunden nicht im Auto, sondern in Gedanken ganz woanders. Als ich wieder bewusst auf die Straße schaute, war es schon zu spät. Ich sah noch das Heck des vor mir fahrenden Pkw und dann knallte es heftig. Kurze Dunkelheit und als ich die Augen wieder öffnete, sah ich in den aufgeblähten, weißen Airbag. Mein Herz klopfte heftig und mein Körper war wie erstarrt. Ich blieb unverletzt, stand jedoch unter Schock. Die Fahrerin vor mir klagte über Nackenschmerzen und hatte sich eine Schleudertrauma zugezogen.“
Die Aufnahme des Unfalls durch die Polizei dauerte gefühlte zwei Stunden, wie Christiane erzählte. „Danach bin ich wie eine Verrückte ins Büro gefahren, um das Meeting zu leiten. Mein ganzer Körper zitterte. Ich war völlig fertig. Warum tue ich mir das nur an, fragte ich mich?“
Die Hölle im Urlaubsparadies
Drei Monate später, im langersehnten Urlaub auf einer traumhaften, kleinen Karibikinsel erlitt Christiane einen schmerzhaften Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule. „Ich konnte mich kaum bewegen und schon gar nicht schlafen. Kein Physiotherapeut weit und breit. Es war für mich die Hölle im Urlaubsparadies.“ Sie nahm sich nun vor, diese Signale ernster zu nehmen. „Tatsächlich habe ich aber meine Arbeitsintensität nur um eine homöopathische Dosis verringert, denn in meiner Company treffe ich auf wenig Verständnis; der Laden muss laufen! Wenn meine Vertretung nicht richtig funktioniert, muss ich wieder selbst ran und das ist leider oft der Fall. Zu viel bleibt dann liegen und dann schaffe ich das nicht mehr.“ Auf meine Frage, was sie denn so antreiben würde, antwortete sie: „Wir stecken in einem historischen Transformationsprozess. Der Change hin zur Elektromobilität ist eine enorme Herausforderung und er muss in kurzer Zeit gelingen, da uns einige Wettbewerber deutlich voraus sind. Der Druck von oben ist enorm. Und weißt Du,“ ergänzte sie, „Leistung war auch in meiner Familie immer wichtig. Mein Vater sagte schon als Kind zu mir, wer was leistet, wird anerkannt und zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“.
Vielleicht denkst Du jetzt, das ist ein Extremfall. Oder sie ist eben nicht belastbar für diesen Managerin-Job. Aber das stimmt nicht und ist auch kein Einzelfall, sondern weit verbreitet. In meiner Arbeit mit Unternehmern, Führungskräften, Key Account Managern und Coaching-Klienten begegnen mir sehr viele, die große Angst vor einem Burn-out haben, weil sie sehr wohl wissen, dass sie in Zeiten großer Herausforderungen Dinge tun oder zulassen, die ihnen persönlich sehr schaden.
Warum leiden und zerstören sich so viele Menschen selbst? Wie ist der Weg zu stabiler Resilienz?
Meine Erkenntnis aus den vielen Jahren als Manager, Consultant, Coach und auch aus persönlichen Erfahrungen – ich stand selbst vor diesem Problem – ist ein Mangel an
- sich selbst bewusst sein,
- sich selbst vertrauen,
- sich selbst wertzuschätzen
und als wichtigster Punkt
- ein Mangel an Selbst-Liebe.
Ein Mensch, der sich selbst wichtig ist und sich selbst liebt, tut sich das nicht an. Niemals. Er verfügt über ganz natürliche innere Grenzen, die er nicht überschreitet, weil seine Selbst-Liebe größer ist als der Erfolg, die Anerkennung, das Geld oder die Karriere, welche ihm winkt, wenn er Dinge tut, die ihm schaden. Ihm geht es um Seins-Qualitäten und nicht nur darum, etwas Haben oder Tun zu können. Ist diese Selbst-Liebe nicht oder nicht ausreichend vorhanden, so bestimmen Unsicherheit und Zweifel – beides sind „Kinder der Angst“ – das Leben. Hinter Stress sitzt immer (!) eine Angst, also eine vorgestellte, emotional aufgeladene Befürchtung, was eintreten könnte, wenn man etwas nicht tun oder befolgen würde. So wie bei Christiane.
Wahre Resilienz – die Wiederentdeckung der Selbst-Liebe
Die gute Nachricht ist, dass wir zu Beginn unserer Lebensreise mit einer natürlichen Selbstwertschätzung und Selbst-Liebe ausgestattet sind. Sie ist uns nur im Laufe des Erwachsenwerdens aus vielerlei Gründen verloren gegangen. Wir müssen sie also nicht neu lernen, sondern nur wiederentdecken. Für dieses Wiederentdecken gilt es, alten Erfahrungsballast loszulassen, begrenzende Denkmuster, Glaubenssätze und Verhaltensprogramme zu identifizieren und durch neue, wertschätzende zu ersetzen. Das ist immer auch eine Reise zu sich selbst, dem wahren Ich. Diese Reise lässt einen sich wieder selbst bewusst werden, ermöglicht neues Selbst-Vertrauen und bringt eine befreiende und schützende Selbst-Liebe hervor. Diese Reisen sind persönliche Heldenreisen, denn sie erfordern Mut, die Bereitschaft loszulassen und sich auf Neues einzulassen – nicht ohne Furcht, aber ohne ihr zu erliegen. Nützliche Reise-Tools sind u.a. die Strategien und Methoden aus dem NLP, dem Neuro-Systemischen Coaching, der Hypnose, der Energiearbeit sowie der intrapersonellen Mediation.
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